Bindlach. Erfolgreicher hätte die abgelaufene Saison kaum sein können. Das neu formierte Oberliga-Team um Großmeister Michael Bezold schaffte den direkten Aufstieg in die 2. Schachbundesliga. Der gleichzeitige Aufstieg der 2. und 3. Mannschaft in die oberfränkische Bezirksliga bzw. Bezirksliga II Ost runden die erfolgreichste Saison im 44. Jahr seit Bestehen der Bindlacher Schachabteilung ab.
Die beiden Bindlacher Spitzenspieler Großmeister Michael Bezold gegen Großmeister Ildar Ibragimov hier im direkten Duell während der 1. Internationalen Großmeistertage in der Pulvermühle im Januar 2000. Nach hartem Positionskampf konnte sich der sympathische Russe und spätere Gesamtsieger knapp durchsetzen. Für die Bindlacher sind die beiden erfahrenen Großmeister die Garanten für Stabilität auf den nachfolgenden Brettern.
Auf diesen Lorbeeren kann sich der frischgebackene Zweitligist jedoch nicht ausruhen, wartet doch eine bärenstarke Liga auf den Aufsteiger. Die Teams aus Bamberg, Leipzig, Erfurt und Dresden verfügen allesamt über langjährige Bundesligaerfahrung. Im Vergleich der durchschnittlichen ELO-Ratings der Mannschaften rangieren die Bindlacher nominell an dritter Stelle hinter Dresden und Erfurt. Beide ostdeutschen Teams sind in der letzten Saison abgestiegen und gelten als die Aufstiegfavoriten. Mit den Teams aus Bamberg, Würzburg und Forchheim sind drei weitere fränkische Städte vertreten, mit denen sich jetzt die sport- und schachbegeisterte Gemeinde Bindlach zu messen hat. Dabei braucht es den Bindlachern nicht bange zu werden. Den TSV-Verantwortlichen ist es gelungen, die Aufstiegsmannschaft zusammenzuhalten und auf zwei Positionen gezielt zu verstärken.
An den ersten beiden Brettern spielen auch in dieser Saison die bewährten Großmeister Michael Bezold und Ildar Ibragimov. Allein durch ihre imposanten ELO-Zahlen und ihre internationale Reputation werden sie so manchen Gegner Respekt einflössen. Ihre langjährige Turniererfahrung und Zuverlässigkeit wird für Sicherheit auf den nachfolgenden Brettern sorgen. Da es aufgrund von Terminüberschneidungen vorhersehbar ist, dass nicht immer beide Zugpferde zur Verfügung stehen, wurde mit Jens-Uwe Maiwald (ELO 2529) ein dritter Großmeister verpflichtet. Der 26-jährige, der zehn Jahre für den Dresdner SK in der 1. Bundesliga spielte, war ein Wunschkandidat. Als Weggefährte von Michael Bezold nahm er an unzähligen Jugend-Welt- und Europameisterschaften teil, beide verbindet die gemeinsame Zeit im deutschen C-Kader, beide sind im selben Jahr Großmeister geworden. Maiwald, seines Zeichens letzter DDR-Jugendmeister, gilt als starker Mannschaftsspieler, der über enorme Wettkampferfahrung verfügt. An Brett 4 und 5 folgen die soliden Schachkünstler Pavel Cech und Gavin Wall. Beide haben in der abgelaufenen Saison mehrfach unter Beweis gestellt, wie wertvoll sie für das Team sind. Auf Position 6 kommt mit Eduard Schunk (ELO 2314) der zweite Neuzugang zum Einsatz. Obwohl er seit Jahren in Bayreuth wohnt hat er für den SC Bamberg in der 2. Bundesliga gespielt. Die Bindlacher hoffen nun von seiner Zweitligaerfahrung profitieren zu können. Routinier Valeri Dalinger rutscht auf Brett sieben und kann hier seine russische Schachschule in die Waagschale werfen. An Brett 8 ist das Bayreuther Eigengewächs Jürgen Delizsch gemeldet, der sich für diese Saison viel vorgenommen hat. Die letztjährigen Oberligaspieler Bertram Spitzl, Uwe Helbig und Raimund Aulinger stehen als Reserve zur Verfügung. Ihnen ist hoch anzurechnen, dass sie trotz anderer Möglichkeiten dem TSV Bindlach die Treue gehalten haben. Sie werden vorerst in der 2. Mannschaft eingesetzt und rücken bei Bedarf in die Bundesligamannschaft auf.
Die Saison 2000/2001 beginnt für die Bindlacher am kommenden Wochenende mit einem Paukenschlag. Aufgrund einer Spielvorverlegung kommt es zu einem Doppelspieltag, wobei die „Bären“ zweimal zu Hause im Bindlacher Rathaus antreten können. Am Samstag um 14.00 Uhr steht das vorgezogene Heimspiel gegen den Erstliga-Absteiger Dresdner SK auf dem Programm, am Sonntag um 10.00 Uhr kommt es zum Nachbarschaftsderby gegen den SC Bamberg. Die Dresdner haben ihre Mannschaft aus finanziellen Gründen aus der 1. Liga zurückgezogen und mussten viele Spieler ziehen lassen. Dennoch verfügen sie mit ihrer aktuellen Besetzung über das ELO-mäßig zweitstärkste Team der Liga. Zu einer pikanten Note kommt es dabei für Großmeister Maiwald, der gleich in seiner ersten Partie für den TSV gegen seine alten Mannschaftskollegen antreten muss.
Am Sonntag gegen Bamberg kann der Grundstein für einen guten Start in die neue Saison gelegt werden. Beide Mannschaften kennen sich von der oberfränkischen Meisterschaft im Schnellschach. Sowohl in diesem wie auch im letzten Jahr hatten die Bindlacher die Nase vorn. Die Bindlacher treten bis auf Mannschaftsführer Michael Bezold in Bestbesetzung an. Der Waischenfelder Großmeister coacht in seiner Funktion als Bundes-Nachwuchstrainer seine Kader-Spieler bei der Jugend-Europameisterschaft in Thessaloniki und steht deshalb leider nicht zur Verfügung. Die Spiele finden im Bindlacher Rathaus statt, der Eintritt ist frei.