Feuertaufe bestanden
Auftaktniederlage gegen Dresden, Derbysieg gegen Bamberg, Kapitän Bezold arg vermisst
Mit einer 2:6-Auftaktniederlage gegen den Bundesligaabsteiger Dresdener SC und einem hauchdünnen 4,5:3,5-Derbysieg gegen Nachbar SC 1868 Bamberg gab der TSV Bindlach sein Debüt in der 2. Schach-Bundesliga Ost. Aufgrund einer Spielvorverlegung kam es am vergangenen Wochenende zu einem Doppelspieltag für die Bindlacher.
Beide Mannschaften waren die erwartet schweren Gegner, ging es doch für alle Mannschafen darum, gut in die neue Saison zu warten.
Gegen den Dresdner Sportclub hagelte es eine deftige 2:6-Niederlage, die in dieser Höhe nicht den wahren Verlauf des Kampfes widerspiegelt. Am Spitzenbrett zwischen den Großmeistern Ildar Ibragimov und Zigurds Lanka einigte man sich in einer positionell ausgeglichenen Stellung und als der Mannschaftskampf noch offen war, schnell auf ein Remis. Ebenso remisierte Pavel Cech, der zwar gut aus der Eröffnung herauskam, dafür aber über Gebühr Zeit verbrauchte, gegen IM Shvartz an Brett drei. Gavin Wall an Brett vier erspielte sich gegen Wegener leichte Vorteile. Da der Angriffsdruck jedoch nicht für einen Durchbruch reichte, musste auch er sich mit einem Unentschieden zufrieden geben. Eduard Schunk an Brett fünf erwischte nicht seinen besten Tag. Sein Gegenüber Steffen Andresen ließ seine Königsindische Eröffnung nicht zur Entfaltung kommen und verwickelte den Bindlacher Neuzugang in ein tödliches Mattnetz. Ähnlich er ging es dem zweiten Neuzugang Großmeister Jens-Uwe Maiwald. Gegen seinen ehemaligen Mannschaftskollegen Großmeister Wolfgang Uhlmann geriet er im Mittelspiel positionell unter Druck und musste die Qualität geben. Diesen Vorteil spielte der Dresdner Routinier sicher nach Hause. Die beiden aussichtsreichsten Partien hatten Valeri Dalinger und Jürgen Delizsch auf dem Brett. Weil Dalinger gegen Roos aber eine Gewinnvariante mit Mehrbauern ungenutzt lies, musste er sich schließlich mit einem Unentschieden zufrieden geben. Jürgen Delizsch an Brett sieben stand von Beginn an besser, verlor aber im Mittelspiel immer mehr den Faden. Am Ende konnte er nicht einmal mehr das sicher geglaubte Remis halten. Komplett in die Hose ging der Auftritt von Raimund Aulinger, der kurzfristig in die Mannschaft aufgerückt war. Er eröffnete mit Damengambit und stellte später in der Zeitnotphase eine Figur ein, danach war die Partie nicht mehr zu halten.
Nach dieser herben Niederlage war am Sonntag gegen die Lokalrivalen aus Bamberg Moral gefragt. Mit dem Rücken zur Wand zeigten alle Aktuere eine deutliche Leistungssteigerung. Relativ schnell konnte der TSV Bindlach mit 2:0 in Führung gehen. Gavin Wall überraschte seinen Gegner FM Schoeneberg an Brett vier mit einem tödlichen Angriffsvorstoß, den er mit der französischen Eröffnung vorbereitet hatte. Valeri Dalinger erzwang mit einem Doppelangriff einen Figurverlust seines Gegenübers Marc Berreth, der danach entnervt aufgab. Wohl etwas übermotiviert durch diese klare 2:0-Führung gab Bertram Spitzl auf Brett acht ein schon sicheres Remis preis, indem er einen komplizierten, zeitraubenden Gewinnplan umzusetzen versuchte. In der Zeitnot verlor er dann einen Bauern, die Partie kippte und der so sicher eingeplante halbe Punkt war verschenkt. Einen äußerst unglücklichen Verlauf nahm die
Partie am Spitzenbrett. Ildar Ibragimow konnte seiner Großmeisterkollegin Nana Ioselani schnell die Qualität abringen und stand auf Gewinn. Nach einer Abtauschsituation, aus der der Bindlacher sogar mit einem Turm mehr herauskam, standen seine Figuren jedoch so ungünstig, dass die Bambergerin sich mit einem Dauerschach ins Remis retten konnte. Dafür konnte Großmeister Maiwald seine Klasse unter Beweis stellen. Nach ausgeglichenem Spielverlauf leitete er mit einem Qualitätsopfer einen raffinierten Mattangriff ein, den sein Gegner FM Martin Pribyl nicht mehr parieren konnte. An Brett drei hatte währenddessen Pavel Cech viel Bedenkzeit bei der positionell unsauberen Abwicklung seines Mittelspiels gelassen. In Zeitnot blieb ihm nur noch die Waffen zu stecken. Eduard Schunk an Brett fünf war naturgemäß gegen seine letztjährigen Mannschaftskollegen besonders motiviert. In einer wahren Kampfpartie gegen Bernd Hümmer stand er lange Zeit etwas schlechter, konnte aber im Endergebnis ein wertvolles Remis und damit einen wichtigen halben Mannschaftspunkt beisteuern. Damit lag der TSV bereits mit 4:3 in Führung und alles hing von der Partie an Brett sieben zwischen Jürgen Delizsch und Holger Beuchler ab. An sich wäre das Remis schon nach der Zeitnotphase perfekt gewesen, als eine dreimalige Zugwiederholung vorlag. Weil aber Delizsch diese Situation dem Schiedsrichter zu spät meldete, musste weitergespielt werden. Jetzt warf der Routinier all seine Erfahrung ins Rennen. In einer wahren Nervenschlacht konnte er trotz Mehrbauer seines Gegners die Niederlage, die ein Mannschaftsunentschieden bedeutet hätte, abwenden und die Partie zum Remis führen. Mit diesem halben Zähler sicherte Delizsch seinen Mitspielern den ersten „Bundesliga-Sieg“ in der Vereinsgeschichte des TSV Bindlach und einen halbwegs versöhnlichen Start in die neue Saison. Am nächsten Spieltag, den 12.11.00, müssen die Bindlacher zum Aufstiegsfavoriten und Tabellenführer Erfurter SK reisen.