2019 – Bayernoberliga

Missglückter Oberligastart mit Licht und Schatten

Am 20. Oktober kam es im Bindlacher Rathaus für die erste Mannschaft des TSV Bindlach-Aktionär zum Saisonauftakt in der Oberliga. Dabei musste sich die nach dem Zweitliga-Abstieg neu formierte Bindlacher Truppe aus Spielern der alten Zweitliga- und Landesliga-Mannschaften gleich mit den spielstarken Gästen der SG Post Süd Regensburg auseinandersetzen, die viele erfahrene Spieler des ehemaligen Wacker-Neutraubling Teams nun in ihren Reihen haben und als leichter Favorit in den Wettkampf gingen.

Man hätte vermuten können, dass zum Saisonauftakt eher noch friedlich mit vielen Remisen agiert würde, doch 7 entschiedene Partien sprechen eine andere Sprache: Es entbrannte ein sehr spannender Wettkampf.

Zunächst sah es gar nicht so schlecht aus für die Bindlacher Bären. An einigen Brettern hatten sich vielversprechende Stellungen ergeben und lediglich an den Brettern 3 und 7 gab es leichten Grund zur Sorge.

Als sich die Zeitnotphase anbahnte ging daher das Remis von Jarda Tiller (Brett 8) zu diesem Zeitpunkt in Ordnung, auch wenn Jarda die Stellung mit seinem Läuferpaar sicher noch weiter hätte spielen können. Kurz darauf musste sich Reimund Aulinger (Brett 7) seinem Gegner geschlagen geben, nachdem er nicht gut aus der Eröffnung gekommen war und die ganze Partie über ein Endspiel mit Minusbauern hatte verteidigen müssen – letztendlich war die Stellung wie erwartet nicht zu halten.

In der Folge kippte jedoch der Kampf plötzlich. Noch vor der Zeitkontrolle war dann plötzlich der Wettkampf vorbei, so dass die genaue Reihenfolge, in der die Partien endeten vom Chronisten leider nicht erfasst werden konnte, daher in der Brettreihenfolge:

Am Spitzenbrett hatte Jan Krensing früh einen Bauern gewonnen, jedoch Entwicklungsnachteil und musste daher sehr präzise spielen. Ein Fehltritt mit der Dame bedeutete den plötzlichen Umschwung zugunsten des Gastspielers, der den entstandenen Materialvorteil in der Folge zum vollen Punkt verwertete. Wenig besser erging es Gavin Wall, der eine scharfe Angriffsstellung aufgebaut, doch dafür auch seinen König noch nicht in Sicherheit gebracht hatte. Ein übersehener Zwischenzug im gewählten Abspiel brachte den Regensburger plötzlich in Vorteil, so dass auch am zweiten Brett der volle Punkt nach Regensburg ging. Auch am dritten Brett konnten die Gäste voll punkten, nachdem der Bindlacher Kapitän Jürgen Delitzsch nie richtig ins Spiel gefunden hatte und den gegnerischen Druck nicht abschütteln konnte.

Doch im Mittelfeld konnten die Bären ihre Klasse ausspielen und zurückschlagen. Johannes Pfadenhauer (Brett 4) zeigte sich in Topform und hielt mit Weiß permanent den Druck aufrecht. Sein weit vorgerückter Freibauer sicherte ihm schließlich den verdienten vollen Punkt. Am Nachbarbrett gab Daniel Malkiel sein Debut für Bindlach. Mit Schwarz behielt er stehts alles unter Kontrolle und konnte schließlich einen zu weit in sein Lager vorgedrungenen Springer einfangen, was ihm in der Folge den vollen Punkt einbrachte. Ebenfalls punkten konnte Jörg Heimerdinger (Brett 6), der sich durch ein positionelles Bauernopfer die Initiative gesichert hatte und in der Folge Material zurückgewann. Ein Fehlgriff des Gastspielers in der Zeitnotphase beendete die Partie frühzeitig.

Nachdem sich der Rauch der Zeitnotphase verzogen hatte waren wie geschrieben plötzlich alle Partien vorbei. Zunächst herrschte noch etwas Verwirrung, wie der Kampf denn nun ausgegangen war, da nicht jeder alle Partieausgänge kannte. Beim Zusammenzählen der Punkte ergab sich schließlich ein knapper 4,5 – 3,5 Sieg der Gäste aus Regensburg.

Zwar ging der erste Wettkampf verloren, doch das gezeigte Kampfschach gibt Mut für die weitere Saison. In der zweiten Runde werden die Bindlacher am 10. November ihre Visitenkarte in Trostberg abgeben.


Erste siegt trotz Hindernissen

Die Vorzeichen standen nicht gut für die zweite Runde in der Oberliga, wo die erste Mannschaft des TSV Bindlach-Aktionär im idyllisch nördlich des Chiemsees gelegenen Trostberg antreten musste: Schon im Vorfeld hatte man keinen achten Mann auftreiben können, so dass man nur zu siebt antreten konnte und das erste Brett somit kampflos an Trostberg ging. Als wäre dies noch nicht genug, kamen auch noch beide Bindlacher Autos wegen Verspätung der Bahn und Navigationsproblemen etwas zu spät in Trostberg an, was dazu führte, dass die Bindlacher mit einer Zeitstrafe von 17 Minuten in die Partien gingen.

Vielleicht durch diese Nachteile angespornt, zeigten die Bären besonderen Kampfgeist. Nach der Eröffnungsphase war die Lage alles andere als klar, doch schien es, als ob der Kampf sich zu Gunsten der Bindlacher neigen könnte.

Zunächst konnte Kapitän Jürgen Delitzsch (Brett 4) den Ausgleich erzielen, nachdem er durch eine schöne Kombination einen Bauern gewinnen und diesen Vorteil routiniert zum vollen Punkt verdichten konnte.

Jarda Tiller (Brett 8) steuerte ein Remis zum Mannschaftsergebnis bei, nachdem er mit Schwarz ausgleichen konnte, doch die Stellung keine Gewinnversuche seinerseits zuließ. Der Kampf schien nun doch noch zugunsten der Gastgeber zu kippen, denn mit einem weiteren Remis durch Reimund Aulinger (Brett 7), dessen Gegner die aussichtsreiche Bindlacher Stellung gerade so verteidigen konnte, war ein potentiell wichtiger halber Punkt verloren, bevor es an den verbliebenen Brettern in die Zeitnotphase ging.

Auch unter dem Druck der Uhr spielte Jan Krensings (Brett 2) Gegner seine stark vorgetragene Partie souverän zu Ende und brachte so die Gastgeber erneut in Führung. Doch erneut konnten die Bindlacher ausgleichen, denn Gavin Wall (Brett 3) behielt im Endspiel mit Mehrbauern die besseren Nerven und fuhr den verdienten vollen Punkt ein  zum 3-3 Ausgleich.

In den beiden verbliebenen Partien konnte zunächst Johannes Pfadenhauer (Brett 5) sein Doppelturmendspiel mit Minusbauer Remis halten, indem er durch eine Mattdrohung seinen Gegner zum Dauerschach zwang. Am Nachbarbrett hatte Jörg Heimerdinger (Brett 6), der eigentlich schon auf der Verliererstraße war, in der Zeitnotphase zunächst seinen Minusbauern zurückgewonnen und mit dem 40. Zug ein vorteilhaftes Turmendspiel eingeleitet. Hier behielt er die Übersicht und ließ sich zu guter Letzt die Butter nicht mehr vom Brot nehmen, was den knappen 4,5-3,5 Sieg für Bindlach bedeutete.

Durch den bewiesenen Kampfgeist schieben sich die Bindlacher ins Mittelfeld der Tabelle vor und können nun mit deutlich weniger Druck die Gäste aus Schwarz Weiß Nürnberg erwarten, die am 24. November ihre Visitenkarte im Bindlacher Rathaus abgeben werden und ihrerseits nach 2 Niederlagen mit dem Rücken zur Wand stehen.


Liebe Schachfreunde!

Regensburger Mannschaft zeigte uns, dass sie nicht zufällig die Liga führt. Auf den ersten vier Brettern koennten wir mindestens paroli bieten, aber hinten wurden wir richtig hingerichtet. Ich bin gleich nach Ende meines Spiels weggelaufen, weil ich a) in der Unesco Welterbestadt Regensburg nicht täglich zum Besuch bin und b) die Reise nach Hause auch länger als früher dauert (insgesamt 840 Kilometer pro Wochenende). Deshalb fühle ich mich dazu bewegt, einiges zum Kampf aus meiner Sicht zu berichten.
Zuerst meine Gefuehle von anderen Brettern: Jan hat in der Eroeffnung den Kampf um die Quote „d4“ knapp verloren: in den ersten 6 Zuegen hat er es gleich 4 mal angegriffen (!), aber d2-d4 doch nicht verhinderte. Auch ohne Laeuferpaar sah ein Gegenspiel moeglich aus (aehnlich gegen die weisse Felder herausgestellt wie in Juergens Spiel!), auch ohne den Bauer, als ich den Spiellokal hinterliess, war noch nichts verloren.
Imre hat die Eroeffnung optimistisch-aggressiv ausgestaltet, was seinen Gegner jede Menge Zeit kostete. Doch er reagierte bestens (Imre, naechstemal 10.d2-d3 und c2-c4 anstatt von Sc3!) und hatte einen Bauer gewonnen. Imre nutzte aber die ganze Flaeche zu diversen Gegenaktionen, die ihm das Unentschieden herbrachten.
Felix´s war vielleicht die spannendste Partie ueberhaupt. Er kam in Hollaendisch guenstig zum Vorstoss b7-b5 und eigentlich hat den Gegner genoetigt, zwei Leichtfiguren gegen Turm zu geben und dabei den ganzen Koenigsfluegel in die Luft zu sprengen. Lange Zeit voellig unklar, aber Felix hatte doch mehr selbstvertrauen, was vielleicht zum mitentscheidenden Faktor wurde. Zusammen mit unserem Training am Vorabend, natuerlich!
Juergen war nach der Erfoeffnung wahrscheinlich der zufriedenste von uns allen. Ueberlegene Stellung, dank der Bauerstruktur kaum Gegenspiel moeglich. Wie ich das sehe, wurde hier das Alter zum Thema. Denn wir, alte Spieler, wollen nichts mehr riskieren, haben dabei aber kaum die Profylaxis Petrosjan´s Art. Und so wurde der gelahmte Springer des Gegners, haesslich auf e6 stehend, zum Heldenross auf f4 und die Dame von d8 erschien ploetzlich auf h5, trotz der Bauerstruktur, die solchen Maneuvre zu untersagen schien.
Johannes hat einen vergifteten Bauer verschluckt und sollte allerdings viel frueher verlieren. Wenn ich zum erstenmal vorbei ging, war´s schon vorbei… Das passierte aber nicht, weil a) entweder die Chaturanga gespielt wurde, oder b) der Gegner beinahe ahnungslos war. Z.B. in der Stellung „Johannes.jpg“ (ob ich mich richtig erinnere) spielte er erklaerungsbeduerftiges Sa3, statt klarem Sc3, oder auch Td1.
Gerald als weiss steht immer gut, und auch diesmal hat er eine tolle Stellung erziehlt, mit einem Bauer mehr und passiven Figuren des Gegners (d8-Pferd war richtig gelaehmt). Aehnlich wie bei Juergen (und mir) war nichts davon. Schade alleden weissen Steine!
Joerg verlor letztendlich, weil sein Gegner mehr Selbstvertrauen hatte. Sonst schien mir die Stellung ueber lange Strecken reif fuer eine Gegenattacke mit mindestens ebenbuertigen Chancen.
Jetzt zu mir: durch die geschickte Reihenfolge der ersten Zuege spielten wir gerade, was ich wollte. Sie bastelte verschiedenste Motive ungluecklich zusammen (Eroeffnung ist nicht ihre starke Seite!) und auf dem ersten Diagramm stehe ich schon deutlich besser, etwa nach Sc3 Le6 d5 Lf5 e4 und dann d6. Ich habe es gesehen, entschied mic haber fuer einen sofortigen Materialgewinn nach d4:c5 b6:c5 und b2-b3. Nach einigen forzierten Zuegen sah ich aber ploetzlich (Diagramm 2!), dass die Stellung trotz der Qualitaet mehr ganz unklar ist! Meine Tuerme kommen gar nicht ins Spiel und sie hat ein ganz einfaches Plan, einfach mit den Freibauern zu laufen. Nach etwa einer halben Stunde habe ich mich zur aehnlichen Lauf-Strategie bewogen und spielte nacheinander e3-e4-e5-f4. Aber sie verbesserte inzwischen ihren Turm (Aktivitaet ist ihre Staerke!) und auf dem 3. Diagramm hat sie schon Remis erzwungen. Wie?

Uebrigens, es hat mir gefallen, wie auf den ersten Brettern die Mitteleurope zusammenkam: Eine Deutsche+ein Deutscher, ein Tscheche, ein Slowake, ein Ungare, ein Oesterreicher und ein Italiener. Viele Gruesse!

Pavel